07. August 2023

Younic – ein Grossprojekt mit vielen Schnittstellen

In Dübendorf wird fleissig gebaut. Auf einer der vielen Baustellen entsteht momentan das Projekt «Younic». Barizzi Polier Thomas Schmidt baut auf einem Areal von 11'997 m2 eine Überbauung mit rund 240 Wohnungen. Seine Herausforderungen dabei: Die Schnittstellen zwischen alten und neuen Bodenplatten, zwischen Fertigbauteilen und konventionellen Bau, zwischen Primärbeton und zirkulit® Beton.

TEXT: Anita Bucher BILDER: Barizzi AG / Fredy Brunner

Umringt von hohen Bauten steht dieses Rohbauprojekt noch ziemlich am Anfang. 26 Bodenplatten-Etappen hatte Polier Thomas Schmidt gemeinsam mit einem rund 30-köpfigen Team zu betonieren. Sie bilden die Grundlage für die Tiefgarage auf welcher die neue Überbauung mit drei Gebäuden zu stehen kommt.

Auf den Grundmauern der alten ZKB
Dabei baut das Barizzi-Team jedoch nicht auf grüner Wiese. Auf dem Gelände an der Industriestrasse 5 stand bis letztes Jahr noch ein altes Gebäude der Zürcher Kantonalbank. Dieses wurde bis auf die Bodenplatte und die Grundmauern zurückgebaut. Für die Bauprofis bestand die erste Herausforderung darin, die bestehende alte Bodenplatte mit einer neuen bis zu 45 Zentimeter dicken Bodenplatte auf die nötige Grösse zu erweitern. Gebaut wird im Grundwasser, was den Einsatz von sieben Filterbrunnen auf dem Gelände notwendig macht. Um die Auftriebssicherheit gewährleisten zu können musste die Bewehrung der alten Platte freigelegt und mit der neuen Platte zusammengehängt werden. Die Bodenplatten kommen auf einer Fundation aus Pfählen zu liegen. Durch diese «Energiepfähle», werden die Bauten später mit Erdwärme versorgt werden können. «Es ist schon speziell, wenn man eine bestehende Bodenplatte übernimmt und mit einer neuen zusammenführt. Ich mache das zum ersten Mal», erzählt Thomas Schmidt.

Beton, der CO2 permanent bindet
Die Neubauten sollen später den Nachhaltigkeitsstandard «SNBS Gold» erhalten. Damit dies gelingt, kommen nachhaltige Materialien, wie zirkulit® Beton, der pro Kubikmeter 10kg CO2 permanent bindet, zum Einsatz. Der Kies dafür wird bereits im Betonwerk in Rümlang bei der Eberhard Bau AG mit CO2 angereichert, denn produziert wird der Beton auf der eigenen Ortsbetonanlage. Rund 80% der benötigten Betonteile werden mit zirkulit® Beton erstellt. Nur für die Abfangdecken (Decken über UG) wird ein Primärbeton verwendet, um die notwendige Elastizität zu gewährleisten. Die aktuelle Betonleistung der Ortsbetonanlage liege bei ca. 35 Kubikmeter in der Stunde, erzählt der Polier. Zwischen 180 und 250 m3 werden pro Bodenplatten-Etappe auf einer Fläche von 250 bis 400 m2 innert vier bis 6,5 Stunden eingebracht.

Fertigmauerwerk auf Pritschen
Während auf der einen Seite der Baustelle die Arbeiten an der Bodenplatte noch in vollem Gang sind, ist auf der anderen Seite bereits der Technikraum der Tiefgarage und die Decke über EG erstellt. Hier hat Thomas kürzlich mit dem Stellen der Fertigmauerwerkstücke begonnen. «Damit habe ich bislang noch nie gearbeitet», erzählt er. Aber das Stellen funktioniere problemlos. Die Fertigelemente werden auf Pritschen angeliefert und mit einem Kranzug direkt versetzt. Dabei sei die Reihenfolge sekundär. Bauführer Adolfo Carcione, der das System schon länger kennt, weiss vor allem die Präzision zu schätzen: «Es ist ein hochwertiges Mauerwerk mit entsprechenden Aussparungen für die Leitungsinstallationen. Wir bestellen das Element in der richtigen Höhe und können dann die Details einfacher und präziser ausführen, wie wenn konventionell gemauert werden muss», ergänzt Bauführer Adolfo Carcione. Natürlich sei es teurer als konventionelles Mauerwerk, aber dadurch, dass man schneller sei, und weniger Aufwand habe für die Leitungsführungen stimme die Rechnung unter dem Strich.

Ein Polier für 38 Leute
Auf der Baustelle Younic ist Thomas Schmid bei 38 Bauarbeitern der einzige Polier vor Ort. Unterstützt wird er von vier Vorarbeitern. Der erfahrene Polier ist bereits seit Jahren auf grösseren Baustellen tätig. Eigentlich hat er eine Bauführerausbildung ist jedoch lieber draussen auf der Baustelle. «Meine Arbeit ist sehr kopflastig. Ich mache vielleicht drei bis vier Mal pro Tag meine Rundgänge draussen. Davon abgesehen bin ich am Organisieren und am Planen. Aber ich habe gute Leute im Team. Mit diesen funktioniert es.» Darauf ist er auch angewiesen. Denn wie überall gibt es auch mal Probleme mit Lieferungen, weswegen er beispielsweise kurzfristig nun doch einen Akkordmaurer bestellen musste. «Die Koordination und das Reagieren auf diese kurzfristigen Ausfälle sind für mich als Polier die grösste Herausforderung. Dazu kommen die vielen verschiedenen Materialien: Verschiedenste Elemente wie Wände, Stützen, Treppen, Balkone und dann wieder konventioneller Bau und ganz viele Schnittstellen, die am Schluss zusammenpassen müssen.» Da ist es manchmal auch hilfreich, dass sich gleich neben Younic die nächste Barizzi-Baustelle befindet. Adolfo Carcione ist als Bauführer für beide zuständig. Wenn mal eine Ladung Beton benötigt wird, eine Kabelrolle oder eine Pumpe fehlt, hilft man sich gegenseitig über den Baustellenzaun aus und der Bauführer sorgt für die interne Querverrechnung.

Rohbau bis Mai 2024
Bis der gesamte Rohbau des Younic aus dem Boden draussen ist, wird es noch ein Weilchen dauern. Etwas mühsam bei der ganzen Sache sei, dass die Stahlträger, welche die Baugrubenwand stützen erst ausgebaut werden können wenn Bodenplatte und Wände betoniert sind. So habe man deutlich mehr Aufwand mit der Schalung, müsse Ausschnitte machen und die Arbeiten würden bedeutend länger dauern, erzählt der Polier. Die Entscheidungen des Ingenieurs würde er deshalb jedoch nie in Frage stellen. «Sicherheit und Gesundheit haben oberste Priorität. Das Wichtigste ist immer, dass jeder wieder heim gehen kann, wie er gekommen ist» davon ist Thomas nach fast 40 Jahren auf dem Bau mehr als überzeugt.

 

Polier Thomas Schmidt und Bauführer Adolfo Carcione sind für die Baustelle «Younic» zuständig.

 

Kennzahlen Baustelle «Younic»

Arealgrösse: 11'997 m2
Bauten: 2 Wohnbauten / 1 Gewerbebau
Ausführung: 2022–2025 (Rohbau bis Mai 2024)
Bauherr: Mettler2Invest AG
Baumanagement: Raumwerk AG
Baumeister: Barizzi AG
Betonkubatur: 26'000 m3
Bewehrung: 3'300 Tonnen
Wandschalungen: 40'000 m2
Deckenschalungen: 35'000 m2
Mauerwerkselemente: ca. 9'000 m2
KN Mauerwerk: ca. 750 m2

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