06. März 2020

Interview mit Max Forster

«Wartet nicht, bis der Zug schon entgleist ist, sondern reagiert frühzeitig.»

Seit dem 1. Januar 2020 sind die Rechtsberatungen von Baukader Schweiz neu geregelt. Als Leiter Beratung ist Max Forster die erste Ansprechperson für alle Rechtsfragen. Im Gespräch mit dem Baukader Magazin erzählt er was BAUKADER bewegt, warum das neue System für alle nur Vorteile hat und warum eine frühzeitige Beratung einen Rechtsfall vermeiden kann.

 

Max, Du arbeitest seit Jahren in der Beratung von BAUKADER Schweiz. Was also ist seit dem 1. Januar 2020 denn nun eigentlich neu?

Neu ist, dass sich die Mitglieder als erstes bei mir melden müssen, wenn sie Rechtsberatung wünschen. Früher lief der Kontakt teilweise direkt über die Anwälte.

Worin liegt der Vorteil dieses neuen Systems?

Viele Probleme können direkt hier bei uns auf der Geschäftsstelle gelöst werden, da sich die Fragestellungen häufig wiederholen. Oft kann ich unseren Mitgliedern gleich selbst helfen oder sie zielgerichtet mit der richtigen Kontaktperson verbinden, ohne dass wertvolle Zeit verloren geht. Zudem können wir auch proaktiv arbeiten, also dann, wenn noch gar kein Problem entstanden ist.

Beratung, wenn noch gar kein Rechtsfall entstanden ist. Braucht es das wirklich?

Das wird sogar mehr und mehr zum Thema. In der Praxis ist es oft wichtig Mitglieder zu beraten, wenn sich eine schwierige Situation abzeichnet, aber noch nicht eingetreten ist. Hier können wir unkompliziert und rasch Tipps geben, die wirklich weiterhelfen. Mir ist deshalb wichtig, dass alle unsere Mitglieder wissen, dass hier auf der Geschäftsstelle ein Ansprechpartner ist, der ein offenes Ohr für ihre Fragen oder Unsicherheiten hat. So schaffen wir es oft, dass aus einer Frage gar nicht erst ein Problem wird. Mein Motto ist: «Nicht warten, bis der Zug schon entgleist ist, sondern frühzeitig eine Kurskorrektur vornehmen.»

Seit 2018 haben die Rechtsberatungen spürbar zugenommen und die Tendenz ist steigend. Wie erklärst Du Dir diesen Anstieg?

Im Bauhauptgewerbe steigt der Druck stetig. Zum einen ist dies der Preisdruck zum anderen aber auch der Zeitdruck. Oft fehlt heute die Zeit, um zusammen zu sitzen und Probleme zu besprechen, respektive zu lösen. Umso wichtiger scheint mir, dass unsere Mitglieder eine zentrale Anlaufstelle haben, wo sie ihre Fragen und Unsicherheiten in Rechtsangelegenheiten deponieren können. Hier kann ich Hand bieten für eine Beratung oder ein klärendes Gespräch.

Müssen Baukader Mitglieder für eine Rechtsberatung persönlich auf der Geschäftsstelle erscheinen?

Nein, das ist nicht nötig. Je nach Situation, macht es Sinn, sich nach einem ersten Telefongespräch persönlich zu treffen. Eine Beratung kann sowohl hier in Olten auf der Geschäftsstelle als auch beim Mitglied Zuhause oder auf der Arbeitsstelle stattfinden. Weitere Schritte, die sich daraus ergeben leiten wir dann in Absprache zusammen ein. Als Leiter Beratung unterstehe ich übrigens der Schweigepflicht, das ist auch wichtig zu wissen.

Und wenn es jetzt doch einen Anwalt braucht?

Dann koordiniere ich für das betroffene Mitglied den Kontakt zu einem unserer vier Vertrauensanwälte, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten. Hier gibt es für jedes Problem einen Anwalt aus dem entsprechenden Fachgebiet und unseren Sprachregionen. Für unsere Mitglieder aus der Romandie und dem Tessin ist also auch gesorgt.

Du sagtest vorhin viele Fragen würden sich wiederholen. Was sind das für Themen, die unsere Mitglieder immer wieder beschäftigen?

Da gibt es einiges. Zum Beispiel: Wer bezahlt die Arbeitskleider? Wie sieht es aus mit Lohnfortzahlung bei schlechtem Wetter? Darf man Minus-Stunden machen? Wie viele Mehrstunden muss ein Polier leisten? Oder was ist zu tun, wenn die Lohnzahlung des Arbeitgebers nicht funktioniert. Drohende Konkurse und Firmenschliessungen sind auch immer mal wieder ein Thema.

Was kannst Du tun bei Firmenschliessungen und Konkursen?

Verhindern kann man diese nicht. Aber ich helfe unserem Mitglied zu seinem Recht zu kommen. Bei Konkursen ist es oft wichtig, dass ein allfälliger Ferienanspruch und Überstunden noch rechtzeitig eingefordert werden können. Darum sage ich immer: Es ist besser frühzeitig aktiv zu agieren, als später nur noch reagieren zu können.

In der Schweiz stehen wir doch in Sachen Sozialversicherungen gut da. Eigentlich kann niemand zwischen Stühle und Bänke fallen…?

Ja, das stimmt. Und trotzdem passiert es immer wieder. Oft muss man einfach auch seine Möglichkeiten kennen um Hilfe einzufordern. Wenn zum Beispiel die Lohnzahlung des Arbeitgebers nicht mehr fliesst, dann kommt die Insolvenzversicherung der Arbeitslosenkasse zum Zuge, welche die Lohnkosten trägt. Aber dazu muss man ein Verfahren gegen die Firma eröffnen. Und Achtung, hier werden rückwirkend nur die letzten 4 Monate Lohn übernommen. Ferienguthaben und Überstunden aber sind oft gefährdet, verloren zu gehen. Das sind rasch einige Tausend Franken, die dann in einer Familienkasse fehlen.

Sind denn unsere Verträge überhaupt noch ausreichend, wenn die Beratungen und Rechtsfälle im Steigen sind?

Unsere Gesamtarbeitsverträge sind gut, keine Frage. Aber das ist halt nur eine Grundlage. Wenn nun in der Praxis etwas nicht «nach Büechli» läuft, dann brauchen unsere Mitglieder Unterstützung. Hier setze ich an.

 

ZUR PERSON

Max Forster arbeitet seit 2015 für Baukader Schweiz. Als Leiter Beratung koordiniert er alle Rechtsfragen von Mitgliedern und ist ebenfalls Ansprechperson für die Fragen zum flexiblen Altersrücktritt FAR. Damit und durch frühere berufliche Engagements verfügt Max Forster über einen reichen Erfahrungsschatz, mit dem er in der Lage ist, eine überaus breite Palette an Rechtsfragen zu beantworten, bearbeiten und zu koordinieren.

 

Interview: Anita Bucher
Foto: Baukader Schweiz

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